
· Von Lisa Sattler
Warum es so wichtig ist, alte Gemüsesorten anzubauen
Schwarze Tomaten? Lila Karotten? Minigurken? Es ist unglaublich, welche Vielfalt an Gemüsesorten es gibt. Auch wir probieren immer gerne neue Sorten aus. Allerdings müssen es nicht immer fancy Neuzüchtungen sein, die unseren Garten oder Balkon bereichern. Auch alte Sorten haben einiges an bunter Vielfalt zu bieten. Hier erfährst du, warum es so wichtig ist, alte Gemüsesorten zu erhalten und warum es sich lohnt, sie in deine Gartenplanung zu integrieren.
Das erwartet dich:
- Werde zum Bewahrer der Vielfalt
- Anpassungsfähiges Kulturgut
- Auch Insekten stehen auf buntes Gemüse
1. Werde zum Bewahrer der Vielfalt
Hast du schon einmal etwas von dem Begriff „samenfest“ gehört? Findest du auf einem Samentütchen die Bezeichnung „samenfestes Saatgut“, kannst du von den daraus wachsenden Pflanzen wieder neues Saatgut gewinnen. Dieses hat die gleichen genetischen Eigenschaften wie die Elternpflanze, ist robust, anpassungsfähig und kann in einer Linie immer weiter vermehrt werden.
Im Gegensatz dazu wird sogenanntes „Hybridsaatgut“ aus zwei hochgezüchteten Inzestlinien gewonnen. Willst du aus Hybridsaatgut eigenes Saatgut gewinnen, werden die Eigenschaften der Elternpflanze nicht an die nächste Generation weitergegeben. Du kannst Hybridsorten also nicht einfach zu Hause weitervermehren und musst immer neues Saatgut kaufen. Das hilft hauptsächlich Großkonzernen, die Patente auf ihre Züchtungen besitzen. Der Sortenvielfalt schadet es, denn wenn nur noch ertragreiches Hybridsaatgut angebaut wird, sterben alte Sorten aus.
Alte Sorten sind immer samenfest und mit ihrem Anbau und ihrer Weitervermehrung kannst du ihren Erhalt unterstützen. So wirst du zum Bewahrer der Vielfalt und sparst obendrein viel Geld für den Kauf von neuem Saatgut.
2. Anpassungsfähiges Kulturgut
Wusstest du, dass allein in der EU 21.600 Gemüsesorten zugelassen sind*? Während jedes Jahr neue, hoch leistungsfähige Sorten gezüchtet werden, sieht es für die alten Gemüsesorten eher schlecht aus. Weil sie weniger Ertrag liefern, werden sie immer seltener angebaut und stehen zum Teil kurz davor, für immer von unseren Speiseplänen zu verschwinden.
Einige Sorten werden sogar überhaupt nicht mehr angebaut und sind nur noch in Saatgutbibliotheken oder Saatgutbanken für die Nachwelt aufbewahrt.
Eine weittragende Entwicklung, denn Saatgut ist auch Kulturgut. Gerade alte Sorten sagen viel über die kulturelle Entwicklung einer bestimmten Region aus, über geschmackliche Vorlieben, Lebensumstände und Bedürfnisse der jeweiligen Zeit, in der sie entstanden sind. Wir sollten die alten Sorten nicht in Vergessenheit geraten lassen, zumal sie auch heute noch einiges zu bieten haben.
Durch die Weitervermehrung über viele Pflanzen- und Menschengenerationen hinweg sind sie robust geworden und können sich gut an veränderte Umweltbedingungen anpassen, vor allem in ihrer Ursprungsregion. Das ist besonders mit Blick auf den Klimawandel, auf Hitzewellen und Überschwemmungen besonders wertvoll.
3. Auch Insekten stehen auf buntes Gemüse
Nicht nur neue Züchtungen halten bunte Überraschungen bereit. Auch alte Sorten können nur so vor Farben sprühen und sind dabei unvergleichlich lecker. Über die Generationen haben sich nur die besten Eigenschaften durchgesetzt, die mit ihrem Farbenreichtum und ihrer geschmacklichen Vielfalt glänzen. Ob schwarzer Rettich, leuchtend bunter Mangold oder rotbrauner Grünkohl, sie alle bringen neue Impulse in unsere Küche.
So sehen es übrigens auch 9 von 10 Insekten, die sich an den Blüten der alten Gemüsesorten bedienen. Leider bringt selbst der schönste Blumengarten nichts, wenn die Blüten darin nicht insektenfreundlich sind.
Die Blüten alter Gemüsesorten sind hingegen meist eine willkommene Futterstelle für hungrige Sechsbeiner, besonders für die wählerischen unter ihnen. Denn je vielfältiger die Sortenauswahl in deinem Garten ist, desto wahrscheinlicher wird es, dass spezialisierte Insekten darin Nahrung finden. So trägst du zum Erhalt gefährdeter Arten bei, die auf bestimmte Blüten angewiesen sind.